Ich habs gelesen!

Ulysses. Der Titel, den jeder kennt, das Buch, das kaum einer gelesen hat. Und die, die es gelesen haben, reden nicht darüber. Mit wem auch? Wann treffen sich schon einmal zwei, die es beide kennen? Ich habe es gelesen, und es war nicht leicht, und ich habe geflucht dabei, aber ich habe es gelesen und es nicht bereut.

Während des Lesens gingen mir Gedanken durch den Kopf wie: "Was hat sich der bloß dabei gedacht?", und etwas später: "Hat sich der irgendwas dabei gedacht??", und noch etwas später: "Was auch immer der sich dabei gedacht hat, ich wills nicht wissen!!!".

Und ich habe in dieser Zeit, in der ich es gelesen habe, viel darüber geredet. Aber nicht über das Buch, sondern mehr darüber, wie es ist, es zu lesen. Und darüber, dass es schwierig ist, zu erklären, wie es ist, es zu lesen. Ich wurde gefragt, wie es mir mit Ulysses geht. Meistens war die Antwort eine Seitenzahl. Und Informationen darüber ob es sich gerade locker oder sehr anstrengend liest. "Und worum geht's da jetzt eigentlich?" wurde ich gefragt. Mehr Antwort als "Naja, um diesen Bloom und diesen Dedalus, und die leben in Dublin, und es is jetzt zirka Mittags…" konnte ich nicht geben. "Aber du bist auf Seite 534, da muß doch irgendwas…?". "Naja, nein, ich weiß nicht, ich ruf dich wieder an wenn ich auf Seite 600 bin, dann gehen wir ein Eis essen!" Hauptgesprächsthema war der Stolz auf zurückgelegte Kapitel und die Freude aufs fertig werden.

Und dann, yes I said yes I will Yes, und fertig. Und dann: die große Leere. Und etwas später der Gedanke: "Und darüber soll ich jetzt was schreiben? Da soll ich Die Stadt in der Literatur herausfiltern? Aber das ist doch viel zu… Ulysses ist doch viel mehr als… Das ist alles so… So groß und… Wie soll ich denn… Und die vielen Worte… Und überhaupt wie soll ich denn den ganzen Rest…"

Ich bin sehr mutig an Ulysses herangegangen, oder sehr naiv, wie manns nimmt. "Ich les' das jetzt einfach, nicht ganz tausend Seiten, wird ein bisschen dauern, aber es regnet eh zurzeit." Und dann, 7 Regentage später, stehe ich da und habe es gelesen, und habe das Monster Ulysses lebendig in meinem Kopf. Und plötzlich habe ich einen riesigen Respekt vor diesem Ding, diesem Klassiker der Weltliteratur, diesem Wesen in meinem Kopf, das ich nicht verstehe. Und ich gehe auf Abstand, und lasse ein bisschen Zeit vergehen, und taste mich vorsichtig wieder heran. Ich lese was darüber, lese nochmal hinein, mache mir Gedanken. Das Gefühl, dass ich mich da mit etwas großem eingelassen habe, wird stärker. Manchmal habe ich sogar ein bisschen Angst, dass es etwas zu großes ist, etwas, dem ich nicht gewachsen bin. Und ich zögere es hinaus, und ich warte ab, bis ich muss. Wenn ich will, aber nicht kann, hilft es sehr, wenn ich muss. Soviel zu meinen Motivationsmechanismen. Und dann schreibe ich diese Arbeit. Es ist nicht leicht, und das Ding ist noch viel größer als ich dachte, und ich bin ihm definitiv nicht gewachsen. Aber ich sehe es, so wie ich es sehe, und darüber schreibe ich. Anders geht das auch garnicht. Und darum ist diese Arbeit so, wie sie ist.

Ulysses. Ich glaube nicht, dass ich es ganz verstanden habe. Aber ich glaub auch nicht, dass man es ganz verstehen kann. Man kann es lesen, man kann es analysieren und etwas darüber schreiben. Das kann man bestimmt ein ganzes Leben lang tun, und immernoch etwas neues finden. Man kann darüber reden, oder auch nicht, ganz wie man will. Ich glaube ich werde mit Ulysses immer alleine sein. Das Ding in meinem Kopf ist jetzt friedlich, aber es bleibt in meinem Kopf. Und darum will ich ab jetzt auch nichts mehr darüber sagen, außer das eine, und ich sage es nicht ohne Stolz:
Ich habs gelesen. Yes.

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throw away my misery

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hihi, die wurst bei 24...
hihi, die wurst bei 24 schaut beim ralf aus wie "herr...
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Besinnlicher Content
ursi - 20. Dez, 14:19

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