Hamburg im Herbst (5.-8.9.07)
Erste Schritte (5.9.07, morgens)
12 stunden bahnfahrt. auf zusammengeschobenen sitzen unruhig und wenig geschlafen teile ich zerdrücktes, zerrauftes etwas unter der rosa kuscheldecke ab hannover das abteil mit 2 frischen, geschniegelten businessmen.
kurz nach 8 am ziel. ich hab ja ein talent dafür, dinge die andere menschen einfach so hinnehmen unheimlich schön und besonders zu finden. hamburg hauptbahnhof gehört dazu. diese riesige halle, diese stahlkonstruktion, die züge und das leben, all die menschen die abfahren und ankommen.
ankommen muss ich jetzt auch mal, und das bedeutet: landungsbrücken. nach 12 stunden sitzen im zug bei schlechter luft kann ich mich jetzt nicht in die ubahn setzen. also gehe ich einfach mal los, mit meinem rucksack und meiner tasche, mit meiner verspannung im rücken und schweren gliedern von zu wenig schlaf. es ist noch morgens, auch die stadt ist noch nicht so lange wach. ich marschiere an der speicherstadt entlang und beneide die ausgeschlafenen menschen die mir auf fahrrädern entgegenkommen, die hier leben, hier jeden tag auf dem weg zur arbeit vorbeikommen. rote steine unter meinen müden füßen. die sonne scheint, ein strahlender tag, und ich erreiche schwitzend und mit tränen in den augen den hafen. setze mich auf eine bank und bin da.
warum? werde ich immer wieder gefragt. warum fährst du so weit, so oft? was gibt es hier? einfache antworten wären: die schönheit der stadt, der elbe, des hafens. die musik. die menschen die man trifft. rauskommen aus dem alltag. weg sein von daheim. ablenkung, erholung. aber das ist nicht alles, das alles ist nur ein teil davon... von dem gefühl, hier in der sonne zu sitzen und das wasser silbern glitzern zu sehen und die möven kreisen über meinem kopf. das alles fügt sich zusammen, mit den erinnerungen und der vorfreude und den hoffnungen und träumen... zu einem großen, ganzen... wasauchimmer es ist, es ist gut. es ist das beste.
warum? weil ich hier sonst nichts brauche, um glücklich zu sein.
Sir Simon Battle im Knust (5.9.07, abends)
sir simon im karohemd, mit rotblonder un-frisur und luschi-brille. sympathisch, leicht nervös, fröhlich.
einer von den letzten, geschätzten 5 menschen die noch mit den fingern, ohne plec, gitarre spielen, auch elektrische. und wie... das hier ist nicht großartig... musik perlt durch den raum... es ist kleinartig, besonders. simons klare seidige stimme, ganz nah, ganz ehrlich, ganz echt. so schön.
mit etwas glück ist hier großes am werden. können tun sie es auf jeden fall und verdient hätten sie es!
die keyboarderin ist die coolste, gitarren werden herumgereicht, fallen um... leben auf der bühne.
simon weiß nicht so recht, was er sagen soll, das macht aber nichts, solange er gleich noch ein lied singt.
können wir bitte ganz bald eine platte haben?
und dann noch ganz viele konzerte?
ja? danke!
Wir wiedervereint, das ist ganz großes kino! (6.9.07, nachmittags)
stellen sie sich folgendes bild vor: hamburg hauptbahnhof, gleis 12. an das wartehäuschen gelehnt eine junge frau, sieht etwas müde aus, aber die frisur sitzt. neben ihr ein großer, vollgepackter rucksack und eine gelbe umhängetasche. in ihren augen ein glitzern, sie grinst vorfreudig in sich hinein, schaut ständig auf die uhr.
es ist 13:47, ein zug fährt ein, die türen öffnen sich. nur wenige meter von der wartenden entfernt springen zwei weiter junge frauen aus dem zug, auch sie tragen große rucksäcke mit aufgeschnallten schlafsäcken und campingmatten. blicke treffen sich, fäuste werden geballt und gehoben... man liegt sich lachend in den armen. ja, das müssen prinzessinnen sein!
da wo die Schiffe fahrn... (6.9.07, nachmittags)
mit einer HVV-netzkarte kann man mit der fähre nach finkenwerder fahren. ich war schon lang nichtmehr auf einem schiff... mit meinen seltsamen magischen fähigkeiten habe ich perfektes wetter gezaubert: sonne, ein paar wölkchen, anständiger wind...
blödeln und lachen. der wind streicht über die haut, unter der schon die neugier, die aufregung, die vorfreude auf den abend kribbeln.
Home of the Lame - Schaufensterkonzert bei Michelle Records (6.9.07, früher abend)
warum bin ich eigentlich nie in plattenläden? also so richtigen plattenläden, nicht cd-abteilung beim saturn oder sowas. selbst da bin ich fast nie. weil übers internetz bestellen einfach ist, weil man nur in versuchung gerät, weil man alles mögliche findet, das man schon immer ganz dringend haben musste.
michelle records ist vor allem in dieser hinsicht seeehr gefährlich. da liegen sie alle dicht nebeneinander, die hübschen, die man sich eines tages mal "in echt" leisten will. und wird!
aber deswegen sind wir nicht hier, zumindest nicht nur. wir sind wegen dem felix hier.
schaufensterkonzert ist eine lustige sache. es ist erst kurz nach 18:00, tageslich fällt durch die auslagenfenster herein, an der offenen tür gehen leute vorbei und werfen erstaunte blicke in den laden. radfahrer halten kurz an, stecken den kopf herein und lauschen einige minuten...
und der felix spielt da mit seiner 3-köpfigen band, die irgendwie auf das kleine podest im schaufenster passen seine lieder... einige altbekannte und geliebte, viele neue lieder. der große, rotschopfige felix, der grad so irgendwie zwischen das bühnchen und die deckenlampen hineinpasst. vergisst seine texte, erzählt geschichten vom textevergessen, legt sich sein notizheft aufs cd-regal vor ihm und liest zur sicherheit ab. steht da, mit den händen in den hosentaschen und singt so unglaublich beseelt michelle, ma belle... dass man gänsehaut bekommt. also ich. und um mich rum, zwischen den regalen und am kassatisch stehen ein paar handvoll menschen: fans, freunde, zufällig vorbeigekommene und weitgereiste wie wir. und alle lassen sich verzaubern. vom felix und seiner stimme und seiner musik.
leute, kauft euch die platten vom felix! der mann hat den guten käse mehr als verdient!
ClickClickDecker im Nachtasyl (6.9.07, abends)
schonwieder treppen steigen... das nachtasyl ist ganz oben. auf dem thalia theater.
am eingang kommt uns simon rass entgegen und übersieht mich zum ersten, aber nicht zum letzten mal an diesem abend. drinnen gedämpftes licht, glitzerpunkte einer discokugel an der stofftapete, noch wenige leute da. die vier prinzessinnen (mari von kiel, sabbel von bielefeld, kemaicita von bielefeld und ursili von ösiland) hängen in ledersofas und halten hof. der labelvater kommt auf eine audienz vorbei. (wie kam es da eigentlich dazu? wie komme ich hierher? wie bin ich da reingeraten, dass der cheff sobald er uns sieht quer durch den raum kommt um hallo zu sagen? egal.)
clickclickdecker-konzert... was soll ich denn da noch drüber schreiben? das neue lied ist der wahnsinn. die anderen auch. diese band ist der wahnsinn. kevin hamann sing wie... hier mein herz bittesehr. da scheint nichts zu sein, zwischen ihm und den worten und den tönen, kommt einfach alles raus, so wie es drinnen ist. die unglaubliche schönheit des musikers in seinem element.
siehe auch oli stangl. in meinem emotionalen taumel nach dem konzert erkläre ich den prinzessinnen, dass ich gerne an den beschissensten tagen morgens von oli geweckt werden würde. er müsste nichtmal was sagen, mich nur wachrütteln und auf die weise anlächeln und anstrahlen wie er es tut wenn er gitarre spielt, das würde jeden noch so bekackten tag retten. fast besser als sonnenschein, so ein glücklicher stangl. (man lacht mich aus.)
lars leberwurst, lars leberwurst... (ich darf den so nennen!) der labelvater, der cheff, der souveräne bass, der top pausenfüller, der bei-technischen-problemen-einstweilen-publikumsunterhalter -numero-uno, der anweisenheitskontrolleur... :)))
und da rass... trommelt sich die seel aus dem leib, da hinten, in einem moment hoch konzentriert, im nächsten lachend. eine freude ihm zuzusehen. und dann, zum finale von "wer hat mir auf die schuhe gekotzt", das geliebte trötensolo. sshhhhhht! diesmal bringt ihn niemand zum lachen. der letzte ton verklingt.
ich liebe ihn dafür! ruft kevin.
ich auch flüstere ich. ihn, dafür, und alle, für alles, was mich in diesem moment so glücklich macht. dann wird noch einmal ordentlich reingehauen, wie immer. aber diesmal ist da irgendwie mehr... mehr energie und mehr seele und mehr freude und mehr lachen und mehr von allem. ein bisschen länger weiterspielen, es ist ohnehin zu schnell vorbei.
nachher stellt sich heraus, dass ausgerechnet die letzten zwei lieder wegen stromausfalls nicht mitgeschnitten wurden, vom NDR. wie schade. aber irgendwie auch nicht. keine tonaufnahme hätte das alles einfangen, festhalten können. wäre nur eine billige schwarzweißkopie, gegen die die farbige erinnerung viel zu schnell verblassen würde, wenn man sie zu oft ansieht. ich bewahr mir lieber das lebendige gefühl, anstatt die töne noch 100 mal von band zu hören, körnige digitalfotos tausendmal durchzusehen.
mein herz ist meine speicherkarte.* (okay... fotos gibts ohne ende...)
als zugabe gibt es "habs verkackt".
bist du heute schon im einklang mit dir gewesen? ja, bin ich.
*'mein herz ist meine speicherkarte': (c) (-:E kemaicita!
junges glueck im Nachtasyl (immernoch 6.9.07, später am abend)
niclas das breslein habe ich drei wochen zuvor das erste mal gesehen. da hatte ich keine ahnung, was dieser typ drauf hat. was für wunderbare texte er schreibt und zu was für schöner musik er sie singt. das hab ich aber in den letzten wochen herausgefunden. und umso mehr hab ich mich auf dieses konzert gefreut und umso mehr war ich traurig, dass es das letzte von junges glueck sein würde.
und dann steht dieser kleine, blonde mann da direkt vor uns auf der bühne, rechts bassist ingmar, hinten drummer lars, und all die schönheit, die ich von den aufnahmen kenne, trifft mich live ganz unvermittelt, mitten ins herz. das "treppenhaus", der "fluss", das unglaubliche "technicolor"...
und niclas singt und schwitzt und singt und spielt gitarre und steht auf den kanten seiner füße und singt.als wäre es das letzte mal... das "vakuum" zerrt am herzen, dann "kaputtgetanzt".
niclas breslein ist junges glueck, und er wird das jetzt auch zuende bringen. lautet die ansage von ingmar, dann gehen er und lars ab und das breslein bleibt alleine mit seiner gitarre zurück.
und spielt "verschlungen".
ich habe dieses lied noch nie zuvor gehört. was für eine melodie. was für ein text. was für eine geschichte. gänsehaut. und was für ein anblick: niclas mit halb geschlossenen augen, eins mit der gitarre, der musik, dem letzten lied.
vereint, verbrüdert und verschlungen.
irgendwann in den letzten wochen habe ich im scherz zu maicita gesagt, ich finde "fluss" so schön, ich würde niclas gerne umarmen dafür. dass wir das tatsächlich in die tat umgesetzt haben hat niclas wohl noch etwas mehr überrascht als uns. egal. ich weiß, wie ichs gemeint habe, und ich hoffe, er hats irgendwie auch verstanden. danke. :)
und nachher...
...simon läuft an mir vorbei, ich laufe an simon vorbei.
...kevin erklärt mir, dass die elbe doch scheisse ist, und ich mal ans meer fahren soll. ich erzähle ihm im gegenzug davon dass ich hoffentlich bald endlich aus meinem elternhaus ausziehen werde.
...irgendwas hab ich an mir, dass mercher mir buttons schenken... "du kaufst eine cd? button schenk ich dir dazu. kannst dir auch 2 nehmen." wie nett!
...und wenn man schonmal in der stadt ist, muss natürlich auch noch ein bisschen business gemacht werden: ich werde streetteam-chefin molly vorgestellt und schleime mich sofort durch ein geschenk in form einer halben handvoll popcorn ein. der cheff bringt mir die georderten danceinc-promosachen. label-praktikant markus lernen wir auch noch kennen und auf anweisung des cheffs wird mal wieder für blöde fotos gepost.
...und dann mit unterkunftgeberin s. und mitbewohner m. in die schönste, genialste und freundlichste wg hamburgs. leider im 5. stock. müde und glücklich, bessere voraussetzungen für schlafen gibt es nicht. was für ein wunderbarer tag!
ich der Flipperball, orientierungslos... (7.9.07)
aufstehn, atmen, anziehen und...
brötchen aus dem biomarkt, dann raus auf die straßen.
hingehn...
mal wieder an den landungsbrücken raus. applaus. ob hamburger, die hier jeden tag langkommen die doofen kettcar-touristen hassen, die jedes mal singen und klatschen, wenn sie hier aussteigen? (wie viele von der sorte gibt es außer uns noch?) ob hamburger, die hier jeden tag vorbefahren, mit der U3, da noch hinsehen? nehmen die das noch wahr? diesen ausblick, den ich so liebe? wohl nicht. (und: wieviel schönheit verpasse ich, in wien, weil ich mit geschlossenen augen oder in gedanken versunken straßenbahn fahre?) die liebe sarih lacht uns jedenfalls aus.
und sie führt uns durch die stadt. tadaa: da ist der michel. hier muss irgendwo diese kleine gasse sein... ja, diese kleine gasse, da war ich schonmal, damals vor, äh, 7 jahren?
so jetzt hier lang, nein andere richtung, moment... nein, da lang.
was war das eigentlich für ein gebäude, mit dem innenhof und dem brunnen?
weiter in die innenstadt, kaffee trinken, käse kaufen, doch noch etwas geld bei michelle lassen...
zurückkommen, essen und...
wieder los, wieder raus. die bibliothek ist der hammer. bücherturm, 16. stock, terrasse, was für ein ausblick! das gebäude ist ein labyrinth, regale, regale, alte bücher, neue bücher, regale, regale, lesende, lernende, arbeitende menschen. sarih mit dem fast-universal-schlüssel führt uns durch.
einsehen zum schluss, dass man weiter machen muss: an den landungsbrücken raus.
mit den prinzessinnen oben auf der terrasse überm hafen. am reservoir. wolken ziehen auf, die sonne sinkt. am horizont die abenröte. wir treffen m., beehren eine frittenbude und wir fahren nochmal nach finkenwerder. wer weiß wann wir wieder gemeinsam hier sind, wann wir wieder gemeinsam schiff fahren werden? die sonne geht unter, die lichter im containerhafen gehen an. laternenglitzermeer. 4 glückliche kapuzenzwerge lachen wie blöde über lustig aussehende menschen und weil das leben einfach gut zu uns ist.
was hältst du aus, was darf es sein, und wieviel passt noch in dich rein? (7.9.07, abends)
der bassist von the sea hat uns empfohlen ein konzert zu besuchen, von monaco a gogo, der band wo der drummer von peters singt, und der bassist spielt auch bei flimmern. wobei ja der sänger von peters wiederum gitarrist bei the sea ist. oder wie? erklär mir das nochmal, maike!
wir jedenfalls in die astra-stube. klein, gemütlich, voll mit menschen. simon ist auch da, ich werde gerügt weil er mich am vorabend konsequent übersehen hat. das konzert ist gut, ich mag die musik, aber ich merke mehr und mehr, dass meine aufnahmefähigkeit für eindrücke welcher art auch immer sich langsam aber sicher dem ende zuneigt. so viel war da in den letzten tagen, und so wenig zeit das irgendwie zu verarbeiten. lars taucht auch noch auf, man steht draussen, unterhält sich, blödelt herum. simon wills nochmal wissen und es überrascht mich wie sehr ich manche aikido-techniken anscheinend bereits verinnerlicht habe... aber diesmal bin ich nicht nur zu faul, sondern tatsächlich zu müde, um den 10 minütigen monolog über und-was-für-kampfsport-ist-das-was-du-da-machst? zu halten. irgendwann tschüss sagen und gehen. mit meinen kräften am ende.
in der nacht wache ich auf und merke, dass ich krank werde.
die bastarde die mich jetzt nach hause bringen (8.9.07)
wir fahren gemeinsam zum bahnhof, U3, an den landungsbrücken aus dem tunnel raus. es regnet. die prinzessinnen bringen mich zum zug, nicht traurig sein, wir sehen uns bald wieder!
und hamburg? wann werde ich das wiedersehen? von hier wegzufahren macht mich immer melancholisch.
diesmal fühle ich mich zusätzlich krank, ausgelaugt, sehne mich nach einem heißen bad, großen mengen tee und meinem bett. stattdessen neuneinhalb stunden bahnfahrt. musikhören, lesen, vor mich hinträumen, schlafen klappt irgendwie nicht, zu viel läuft mir da noch im kopf herum. ab wels, nachdem ich mit dem letzten vollkornbutterkeks meine sämtlichen nahrungsmittel vertilgt habe wirds unangenehm. auch egal. das wars allemal wert. auf jeden fall.
seit 8 jahren versucht diese stadt mit verschiedensten mitteln mich zum bleiben zu bewegen. noch ist es ihr nicht gelungen. aber viel fehlt nichtmehr und ich bleib ewig hier.
und: für immer die menschen. danke.
12 stunden bahnfahrt. auf zusammengeschobenen sitzen unruhig und wenig geschlafen teile ich zerdrücktes, zerrauftes etwas unter der rosa kuscheldecke ab hannover das abteil mit 2 frischen, geschniegelten businessmen.
kurz nach 8 am ziel. ich hab ja ein talent dafür, dinge die andere menschen einfach so hinnehmen unheimlich schön und besonders zu finden. hamburg hauptbahnhof gehört dazu. diese riesige halle, diese stahlkonstruktion, die züge und das leben, all die menschen die abfahren und ankommen.
ankommen muss ich jetzt auch mal, und das bedeutet: landungsbrücken. nach 12 stunden sitzen im zug bei schlechter luft kann ich mich jetzt nicht in die ubahn setzen. also gehe ich einfach mal los, mit meinem rucksack und meiner tasche, mit meiner verspannung im rücken und schweren gliedern von zu wenig schlaf. es ist noch morgens, auch die stadt ist noch nicht so lange wach. ich marschiere an der speicherstadt entlang und beneide die ausgeschlafenen menschen die mir auf fahrrädern entgegenkommen, die hier leben, hier jeden tag auf dem weg zur arbeit vorbeikommen. rote steine unter meinen müden füßen. die sonne scheint, ein strahlender tag, und ich erreiche schwitzend und mit tränen in den augen den hafen. setze mich auf eine bank und bin da.
warum? werde ich immer wieder gefragt. warum fährst du so weit, so oft? was gibt es hier? einfache antworten wären: die schönheit der stadt, der elbe, des hafens. die musik. die menschen die man trifft. rauskommen aus dem alltag. weg sein von daheim. ablenkung, erholung. aber das ist nicht alles, das alles ist nur ein teil davon... von dem gefühl, hier in der sonne zu sitzen und das wasser silbern glitzern zu sehen und die möven kreisen über meinem kopf. das alles fügt sich zusammen, mit den erinnerungen und der vorfreude und den hoffnungen und träumen... zu einem großen, ganzen... wasauchimmer es ist, es ist gut. es ist das beste.
warum? weil ich hier sonst nichts brauche, um glücklich zu sein.
Sir Simon Battle im Knust (5.9.07, abends)
sir simon im karohemd, mit rotblonder un-frisur und luschi-brille. sympathisch, leicht nervös, fröhlich.
einer von den letzten, geschätzten 5 menschen die noch mit den fingern, ohne plec, gitarre spielen, auch elektrische. und wie... das hier ist nicht großartig... musik perlt durch den raum... es ist kleinartig, besonders. simons klare seidige stimme, ganz nah, ganz ehrlich, ganz echt. so schön.
mit etwas glück ist hier großes am werden. können tun sie es auf jeden fall und verdient hätten sie es!
die keyboarderin ist die coolste, gitarren werden herumgereicht, fallen um... leben auf der bühne.
simon weiß nicht so recht, was er sagen soll, das macht aber nichts, solange er gleich noch ein lied singt.
können wir bitte ganz bald eine platte haben?
und dann noch ganz viele konzerte?
ja? danke!
Wir wiedervereint, das ist ganz großes kino! (6.9.07, nachmittags)
stellen sie sich folgendes bild vor: hamburg hauptbahnhof, gleis 12. an das wartehäuschen gelehnt eine junge frau, sieht etwas müde aus, aber die frisur sitzt. neben ihr ein großer, vollgepackter rucksack und eine gelbe umhängetasche. in ihren augen ein glitzern, sie grinst vorfreudig in sich hinein, schaut ständig auf die uhr.
es ist 13:47, ein zug fährt ein, die türen öffnen sich. nur wenige meter von der wartenden entfernt springen zwei weiter junge frauen aus dem zug, auch sie tragen große rucksäcke mit aufgeschnallten schlafsäcken und campingmatten. blicke treffen sich, fäuste werden geballt und gehoben... man liegt sich lachend in den armen. ja, das müssen prinzessinnen sein!
da wo die Schiffe fahrn... (6.9.07, nachmittags)
mit einer HVV-netzkarte kann man mit der fähre nach finkenwerder fahren. ich war schon lang nichtmehr auf einem schiff... mit meinen seltsamen magischen fähigkeiten habe ich perfektes wetter gezaubert: sonne, ein paar wölkchen, anständiger wind...
blödeln und lachen. der wind streicht über die haut, unter der schon die neugier, die aufregung, die vorfreude auf den abend kribbeln.
Home of the Lame - Schaufensterkonzert bei Michelle Records (6.9.07, früher abend)
warum bin ich eigentlich nie in plattenläden? also so richtigen plattenläden, nicht cd-abteilung beim saturn oder sowas. selbst da bin ich fast nie. weil übers internetz bestellen einfach ist, weil man nur in versuchung gerät, weil man alles mögliche findet, das man schon immer ganz dringend haben musste.
michelle records ist vor allem in dieser hinsicht seeehr gefährlich. da liegen sie alle dicht nebeneinander, die hübschen, die man sich eines tages mal "in echt" leisten will. und wird!
aber deswegen sind wir nicht hier, zumindest nicht nur. wir sind wegen dem felix hier.
schaufensterkonzert ist eine lustige sache. es ist erst kurz nach 18:00, tageslich fällt durch die auslagenfenster herein, an der offenen tür gehen leute vorbei und werfen erstaunte blicke in den laden. radfahrer halten kurz an, stecken den kopf herein und lauschen einige minuten...
und der felix spielt da mit seiner 3-köpfigen band, die irgendwie auf das kleine podest im schaufenster passen seine lieder... einige altbekannte und geliebte, viele neue lieder. der große, rotschopfige felix, der grad so irgendwie zwischen das bühnchen und die deckenlampen hineinpasst. vergisst seine texte, erzählt geschichten vom textevergessen, legt sich sein notizheft aufs cd-regal vor ihm und liest zur sicherheit ab. steht da, mit den händen in den hosentaschen und singt so unglaublich beseelt michelle, ma belle... dass man gänsehaut bekommt. also ich. und um mich rum, zwischen den regalen und am kassatisch stehen ein paar handvoll menschen: fans, freunde, zufällig vorbeigekommene und weitgereiste wie wir. und alle lassen sich verzaubern. vom felix und seiner stimme und seiner musik.
leute, kauft euch die platten vom felix! der mann hat den guten käse mehr als verdient!
ClickClickDecker im Nachtasyl (6.9.07, abends)
schonwieder treppen steigen... das nachtasyl ist ganz oben. auf dem thalia theater.
am eingang kommt uns simon rass entgegen und übersieht mich zum ersten, aber nicht zum letzten mal an diesem abend. drinnen gedämpftes licht, glitzerpunkte einer discokugel an der stofftapete, noch wenige leute da. die vier prinzessinnen (mari von kiel, sabbel von bielefeld, kemaicita von bielefeld und ursili von ösiland) hängen in ledersofas und halten hof. der labelvater kommt auf eine audienz vorbei. (wie kam es da eigentlich dazu? wie komme ich hierher? wie bin ich da reingeraten, dass der cheff sobald er uns sieht quer durch den raum kommt um hallo zu sagen? egal.)
clickclickdecker-konzert... was soll ich denn da noch drüber schreiben? das neue lied ist der wahnsinn. die anderen auch. diese band ist der wahnsinn. kevin hamann sing wie... hier mein herz bittesehr. da scheint nichts zu sein, zwischen ihm und den worten und den tönen, kommt einfach alles raus, so wie es drinnen ist. die unglaubliche schönheit des musikers in seinem element.
siehe auch oli stangl. in meinem emotionalen taumel nach dem konzert erkläre ich den prinzessinnen, dass ich gerne an den beschissensten tagen morgens von oli geweckt werden würde. er müsste nichtmal was sagen, mich nur wachrütteln und auf die weise anlächeln und anstrahlen wie er es tut wenn er gitarre spielt, das würde jeden noch so bekackten tag retten. fast besser als sonnenschein, so ein glücklicher stangl. (man lacht mich aus.)
lars leberwurst, lars leberwurst... (ich darf den so nennen!) der labelvater, der cheff, der souveräne bass, der top pausenfüller, der bei-technischen-problemen-einstweilen-publikumsunterhalter -numero-uno, der anweisenheitskontrolleur... :)))
und da rass... trommelt sich die seel aus dem leib, da hinten, in einem moment hoch konzentriert, im nächsten lachend. eine freude ihm zuzusehen. und dann, zum finale von "wer hat mir auf die schuhe gekotzt", das geliebte trötensolo. sshhhhhht! diesmal bringt ihn niemand zum lachen. der letzte ton verklingt.
ich liebe ihn dafür! ruft kevin.
ich auch flüstere ich. ihn, dafür, und alle, für alles, was mich in diesem moment so glücklich macht. dann wird noch einmal ordentlich reingehauen, wie immer. aber diesmal ist da irgendwie mehr... mehr energie und mehr seele und mehr freude und mehr lachen und mehr von allem. ein bisschen länger weiterspielen, es ist ohnehin zu schnell vorbei.
nachher stellt sich heraus, dass ausgerechnet die letzten zwei lieder wegen stromausfalls nicht mitgeschnitten wurden, vom NDR. wie schade. aber irgendwie auch nicht. keine tonaufnahme hätte das alles einfangen, festhalten können. wäre nur eine billige schwarzweißkopie, gegen die die farbige erinnerung viel zu schnell verblassen würde, wenn man sie zu oft ansieht. ich bewahr mir lieber das lebendige gefühl, anstatt die töne noch 100 mal von band zu hören, körnige digitalfotos tausendmal durchzusehen.
mein herz ist meine speicherkarte.* (okay... fotos gibts ohne ende...)
als zugabe gibt es "habs verkackt".
bist du heute schon im einklang mit dir gewesen? ja, bin ich.
*'mein herz ist meine speicherkarte': (c) (-:E kemaicita!
junges glueck im Nachtasyl (immernoch 6.9.07, später am abend)
niclas das breslein habe ich drei wochen zuvor das erste mal gesehen. da hatte ich keine ahnung, was dieser typ drauf hat. was für wunderbare texte er schreibt und zu was für schöner musik er sie singt. das hab ich aber in den letzten wochen herausgefunden. und umso mehr hab ich mich auf dieses konzert gefreut und umso mehr war ich traurig, dass es das letzte von junges glueck sein würde.
und dann steht dieser kleine, blonde mann da direkt vor uns auf der bühne, rechts bassist ingmar, hinten drummer lars, und all die schönheit, die ich von den aufnahmen kenne, trifft mich live ganz unvermittelt, mitten ins herz. das "treppenhaus", der "fluss", das unglaubliche "technicolor"...
und niclas singt und schwitzt und singt und spielt gitarre und steht auf den kanten seiner füße und singt.
niclas breslein ist junges glueck, und er wird das jetzt auch zuende bringen. lautet die ansage von ingmar, dann gehen er und lars ab und das breslein bleibt alleine mit seiner gitarre zurück.
und spielt "verschlungen".
ich habe dieses lied noch nie zuvor gehört. was für eine melodie. was für ein text. was für eine geschichte. gänsehaut. und was für ein anblick: niclas mit halb geschlossenen augen, eins mit der gitarre, der musik, dem letzten lied.
vereint, verbrüdert und verschlungen.
irgendwann in den letzten wochen habe ich im scherz zu maicita gesagt, ich finde "fluss" so schön, ich würde niclas gerne umarmen dafür. dass wir das tatsächlich in die tat umgesetzt haben hat niclas wohl noch etwas mehr überrascht als uns. egal. ich weiß, wie ichs gemeint habe, und ich hoffe, er hats irgendwie auch verstanden. danke. :)
und nachher...
...simon läuft an mir vorbei, ich laufe an simon vorbei.
...kevin erklärt mir, dass die elbe doch scheisse ist, und ich mal ans meer fahren soll. ich erzähle ihm im gegenzug davon dass ich hoffentlich bald endlich aus meinem elternhaus ausziehen werde.
...irgendwas hab ich an mir, dass mercher mir buttons schenken... "du kaufst eine cd? button schenk ich dir dazu. kannst dir auch 2 nehmen." wie nett!
...und wenn man schonmal in der stadt ist, muss natürlich auch noch ein bisschen business gemacht werden: ich werde streetteam-chefin molly vorgestellt und schleime mich sofort durch ein geschenk in form einer halben handvoll popcorn ein. der cheff bringt mir die georderten danceinc-promosachen. label-praktikant markus lernen wir auch noch kennen und auf anweisung des cheffs wird mal wieder für blöde fotos gepost.
...und dann mit unterkunftgeberin s. und mitbewohner m. in die schönste, genialste und freundlichste wg hamburgs. leider im 5. stock. müde und glücklich, bessere voraussetzungen für schlafen gibt es nicht. was für ein wunderbarer tag!
ich der Flipperball, orientierungslos... (7.9.07)
aufstehn, atmen, anziehen und...
brötchen aus dem biomarkt, dann raus auf die straßen.
hingehn...
mal wieder an den landungsbrücken raus. applaus. ob hamburger, die hier jeden tag langkommen die doofen kettcar-touristen hassen, die jedes mal singen und klatschen, wenn sie hier aussteigen? (wie viele von der sorte gibt es außer uns noch?) ob hamburger, die hier jeden tag vorbefahren, mit der U3, da noch hinsehen? nehmen die das noch wahr? diesen ausblick, den ich so liebe? wohl nicht. (und: wieviel schönheit verpasse ich, in wien, weil ich mit geschlossenen augen oder in gedanken versunken straßenbahn fahre?) die liebe sarih lacht uns jedenfalls aus.
und sie führt uns durch die stadt. tadaa: da ist der michel. hier muss irgendwo diese kleine gasse sein... ja, diese kleine gasse, da war ich schonmal, damals vor, äh, 7 jahren?
so jetzt hier lang, nein andere richtung, moment... nein, da lang.
was war das eigentlich für ein gebäude, mit dem innenhof und dem brunnen?
weiter in die innenstadt, kaffee trinken, käse kaufen, doch noch etwas geld bei michelle lassen...
zurückkommen, essen und...
wieder los, wieder raus. die bibliothek ist der hammer. bücherturm, 16. stock, terrasse, was für ein ausblick! das gebäude ist ein labyrinth, regale, regale, alte bücher, neue bücher, regale, regale, lesende, lernende, arbeitende menschen. sarih mit dem fast-universal-schlüssel führt uns durch.
einsehen zum schluss, dass man weiter machen muss: an den landungsbrücken raus.
mit den prinzessinnen oben auf der terrasse überm hafen. am reservoir. wolken ziehen auf, die sonne sinkt. am horizont die abenröte. wir treffen m., beehren eine frittenbude und wir fahren nochmal nach finkenwerder. wer weiß wann wir wieder gemeinsam hier sind, wann wir wieder gemeinsam schiff fahren werden? die sonne geht unter, die lichter im containerhafen gehen an. laternenglitzermeer. 4 glückliche kapuzenzwerge lachen wie blöde über lustig aussehende menschen und weil das leben einfach gut zu uns ist.
was hältst du aus, was darf es sein, und wieviel passt noch in dich rein? (7.9.07, abends)
der bassist von the sea hat uns empfohlen ein konzert zu besuchen, von monaco a gogo, der band wo der drummer von peters singt, und der bassist spielt auch bei flimmern. wobei ja der sänger von peters wiederum gitarrist bei the sea ist. oder wie? erklär mir das nochmal, maike!
wir jedenfalls in die astra-stube. klein, gemütlich, voll mit menschen. simon ist auch da, ich werde gerügt weil er mich am vorabend konsequent übersehen hat. das konzert ist gut, ich mag die musik, aber ich merke mehr und mehr, dass meine aufnahmefähigkeit für eindrücke welcher art auch immer sich langsam aber sicher dem ende zuneigt. so viel war da in den letzten tagen, und so wenig zeit das irgendwie zu verarbeiten. lars taucht auch noch auf, man steht draussen, unterhält sich, blödelt herum. simon wills nochmal wissen und es überrascht mich wie sehr ich manche aikido-techniken anscheinend bereits verinnerlicht habe... aber diesmal bin ich nicht nur zu faul, sondern tatsächlich zu müde, um den 10 minütigen monolog über und-was-für-kampfsport-ist-das-was-du-da-machst? zu halten. irgendwann tschüss sagen und gehen. mit meinen kräften am ende.
in der nacht wache ich auf und merke, dass ich krank werde.
die bastarde die mich jetzt nach hause bringen (8.9.07)
wir fahren gemeinsam zum bahnhof, U3, an den landungsbrücken aus dem tunnel raus. es regnet. die prinzessinnen bringen mich zum zug, nicht traurig sein, wir sehen uns bald wieder!
und hamburg? wann werde ich das wiedersehen? von hier wegzufahren macht mich immer melancholisch.
diesmal fühle ich mich zusätzlich krank, ausgelaugt, sehne mich nach einem heißen bad, großen mengen tee und meinem bett. stattdessen neuneinhalb stunden bahnfahrt. musikhören, lesen, vor mich hinträumen, schlafen klappt irgendwie nicht, zu viel läuft mir da noch im kopf herum. ab wels, nachdem ich mit dem letzten vollkornbutterkeks meine sämtlichen nahrungsmittel vertilgt habe wirds unangenehm. auch egal. das wars allemal wert. auf jeden fall.
seit 8 jahren versucht diese stadt mit verschiedensten mitteln mich zum bleiben zu bewegen. noch ist es ihr nicht gelungen. aber viel fehlt nichtmehr und ich bleib ewig hier.
und: für immer die menschen. danke.
ursi - 10. Sep, 11:00